Der Länderpokal liegt hinter uns. Zwei Tage lang spielten Deutschlands talentierteste U16-Softballerinnen im TVC Ballpark der Stuttgart REDS um den Länderpokal 2020. Dabei wurde den angereisten Fans nicht nur von den Mädchen spannender Sport, sondern auch vom Wetter mindestens drei verschiedene Jahreszeiten geboten.
Los ging es am Samstagmorgen mit der Eröffnungspartie Baden-Württemberg gegen Dauersieger Bayern. Mitte des zweiten Inning lag Baden-Württemberg mit 4:0 Runs vorne und schien die Partie gut im Griff zu haben. Aber wie es dann manchmal so kommt, schienen die Mädchen etwas Angst vor der eigenen Courage zu haben. Erste Unsicherheiten und ein Error führten zu vier Runs und dem Ausgleich für Bayern. Im dritten Inning legte Ba-Wü zwar wieder zwei Runs vor, doch Bayern konterte postwendend. Nach vier Innings war das Spiel ebenfalls noch ausgeglichen und bei nun so gut wie abgelaufener Spielzeit mußte Inning 5 die Entscheidung bringen. Hier legte Ba-Wü ebenfalls wieder einen Run vor, Bayern schaffte allerdings deren zwei und somit war das Spiel mit 7:8 Runs ebenso unglücklich für Ba-Wü wie glücklich für Bayern beendet.
Nach kurzer Pause hieß für die Mädels aus dem Ländle „Mund abputzen und weitermachen“ noch war schließlich gar nichts verloren. Gegner im zweiten Spiel war das Team aus Berlin-Brandenburg. Nach langer Pause hat der dortige Landesverband in den letzten Jahren in die Nachwuchsgewinnung investiert und konnte 2020 erstmals wieder ein Softballjugend-Auswahlteam stellen. Dem jungen Team war die Nervosität und noch fehlende Erfahrung zwar deutlich anzumerken und sie mußten auch gleich im ersten Inning 10 Baden-Württembergische Runs hinnehmen, ohne selbst einen Run zu erzielen. Das konnten sie allerdings ganz gut abschütteln und so gelang den Mädchen aus dem Südwesten der Republik in Inning zwei nur ein weiterer Run. Groß war dann der Jubel im dritten Inning, als Team Berlin-Brandenburg im dritten Inning den ersten Run erzielen konnte. Team Ba-Wü machte dann allerdings mit 5 weiteren Runs alles klar und fuhr mit 16:1 Runs den ersten Sieg im Turnier ein.
Inzwischen hatte ein unangenehm kalter Wind auch einen ebenso unangenehmen Regen auf den Schnarrenberg geweht und Spiel 3 Nordrhein-Westfalen gegen Bayern begann nach starkem Einsatz der Reds-Groundcrew mit 45-minütiger Verspätung. Für das Team aus NRW war es die erste Begegnung des Tages, während Bayern nun zum zweiten Spiel antrat und gleich bärenstark aus dem Startlöchern kam. NRW hatte 2 Runs vorgelegt, die Team Bayern mit satten 11 Runs konterte. In Inning zwei schaffte NRW die nächsten beiden Runs, doch mit vier weiteren Runs zogen die Bayern auf 15 : 4 Runs davon. Im dritten Inning neutralisierten sich die beiden Teams und das Spiel schien eigentlich entschieden, zumal die Spielzeit schon fast abgelaufen war und somit eigentlich nur noch ein letztes Inning anstand. Dann erwachten plötzlich die Schläger der NRW-Spielerinnen. Run um Run konnten sie erzielen und die Spielerinnen aus Bayern wurden immer unsicherer. Erst nachdem der Ausgleich zum 15 : 15 über die Platte kam, konnten sie das Inning beenden. Bayern hätte jetzt nur einen Run gebraucht um das Spiel zu gewinnen, doch drei schnelle Aus verhinderten dies.
Inning fünf startet nur als Tiebreaker mit Läufer am zweiten Base. Team NRW legte gleich los wie die Feuerwehr und brachte 6 Runs nach Hause. Der Konter aus Bayern ließ aber nicht lange auf sich warten und 6 weitere Runs schickten das Spiel sogar noch in ein sechstes Inning. Dort konnte NRW einen weiteren Run erzielen, doch nun hatte Bayern mehr Glück und schaffte nicht nur den Ausgleich, sondern auch den winning Run. Somit stand nach satten 2 Stunden und 45 Minuten für Bayern ein Sieg mit 23 : 22 Runs zu Buche.
Sehr spät am Nachmittag stand dann noch das letzte Spiel des Tages an. Team NRW mußte nach der Niederlage gleich wieder antreten und sich dem Team Berlin-Brandenburg stellen. Dabei war den Mädels aus NRW zunächst anzumerken, daß das vorangegangene Spiel doch einiger Körner und Nerven gekostet hatte. Erst nachdem die Mädels aus dem Nordosten 9 Runs erzielt hatten, konnten sie gestoppt werden. In ihrer eigenen Offensive konnten die Spielerinnen aus NRW ihrerseits zunächst nur auf 9 : 6 verkürzen. Nun schienen die Mädchen aus Berlin-Brandenburg ihrerseits etwas erschrocken von der eigenen Leistung zu sein und konnten keiner weiteren Runs erzielen. Team NRW hatte allerdings selbst wieder zur eigenen Offensivstärke gefunden und übernahm mit 5 weiteren Runs die Führung. Die dritte Offensive brachte für Berlin-Brandenburg keine weiteren Runs und NRW durfte sich bei abgelaufener Spielzeit über einen 11 : 9 Sieg freuen.
Für den Sonntagmorgen war die gute Nachricht, daß es trocken geblieben war. Die schlechte war, daß dafür eine stürmischer und böiger, eiskalter Wind verantwortlich war. Nicht die allerbesten Bedingungen für die beiden Teams aus NRW und Ba-Wü, die nun um den Einzug in das Finale kämpfen mußten. Gut ausgeruht startete Ba-Wü mit fünf Runs in das Spiel, während NRW nur deren zwei erzielen konnte. In Inning zwei legte Ba-Wü drei weitere Runs nach, stand selbst aber angeführt von Pitcherin Jessica Weil bombensicher in der Defense und erlaubte in den drei folgenden Defensiven nicht einen einzigen Run des eigentlich sehr schlagstarken Teams NRW. Selbst konnten sie in beiden Innings je einen Run erzielen und gingen mit einem beruhigenden 10 : 2 Vorsprung in das fünfte Inning. Fünf weitere Runs brachten vor der letzten Defense einen Vorsprung von 15 : 2 Runs und so konnte sich Team Ba-Wü sogar noch eine kurze Schwächeperiode leisten und drei Runs abgeben, ohne in Panik zu geraten. Mit einem klaren 15 : 5 ging auch dieses Spiel an die Mädels in gelb-schwarz, die damit erstmals seit 2010 wieder in das Finale einzogen.
Anschließend stand dann das abschließende Vorrundenspiel auf dem Plan. Team Bayern gegen Team Berlin-Brandenburg. Inzwischen hatte sich auch der kalte Wind gelegt und die Sonne kam raus. Team Bayern kam dabei glänzend aus den Startlöchern und feuerte im ersten Inning aus allen Rohren. Satte 16 Runs legten sie allein im ersten Inning vor. Leider konnte Berlin-Brandenburg selbst nichts Zählbares erreichen und mußte im zweiten Inning weitere 6 Runs zulassen, während Team Bayern sich weiterhin schadlos hielt. Das dritte Inning brachte dann weitere 5 Runs für Bayern und für Berlin-Brandenburg wenigstens noch den Ehrentreffer.
Nach einer kurzen Pause war es dann um 14.00 h Zeit für das große Finale, zu dem sich dann auch das Wetter nochmal richtig ins Zeug legte und mit strahlendem Sonnenschein für den passenden Rahmen für das Spiel sorgte. Für Baden-Württemberg kam Lead-off Jessica Weil gleich per Walk auf Base, stahl anschließend sowohl die zweite als auch die dritte Base und erzielte für Baden-Württemberg und brachte auf einen Wild Pitch den ersten Run auf die Anzeigetafel. Weitere Runs blieben den Ba-Wü-Spielerinnen zwar verwehrt, doch Bayern konnte in seiner Offensivhälfte selbst keinen Run erzielen. Im zweiten Inning war es Hannah El-Ayoubi, die per Walk auf Base kam, durch einen Wild Pitch Base Nummer zwei erreichte und von Jessica Weils RBI-Single scoren konnte. Anschließend konnte Ellen Radschun zwar ein Single erzielen, Jule Breuningers weiter Schlag ins Centerfield landete jedoch im Handschuh der gegnerischen Centerfielderin. Es ging also mit einer knappen 2 : 0 Führung in die untere Hälfte von Inning zwei. Ein weiteres Mal stand die schwarz-gelbe Defensive bombensicher und schaffte ein zweites „zu Null-Inning“.
Im dritten Inning konnten sich die Mädels aus Ba-Wü dann deutlicher absetzen. Die ersten vier Batter im Inning, Anna-Lena Haule, Jule Walther, Carolin Michel und Finja Binder scorten in Reihenfolge bevor Bayern die erlösenden Outs erzielen konnte. Ebenfalls im dritten Inning sollte es Team Bayern auf die Anzeigetafel schaffen. Auf ein Single, ein Stolen Base, einen Wild Pitch und einen Error konnte Bayern einen Run scoren, davon unbeeindruckt blieben die Baden-Württembergischen Spielerinnen aber ihrer Linie treu und machten konsequent ihre Aus und kamen ohne weiteren Schaden aus dieser Defensive, mit 6 : 1 Runs in Führung liegend.
Auf den ersten Blick ein beruhigender Vorsprung, doch das Team aus dem Ländle war vom Vortag gewarnt und ging weiter aggressiv an den Schlag. Jule Breuninger und Anna-Lena Haule kamen durch Singles auf Base und wurden von Jule Walther per Bunt je ein Base weitergeschoben. Das anschließende 2-RBI-Single von Carolin Michel erhöhte auf 8 : 1. Anschließend wurde sie von Finja Binder auf die zweite Base geschlagen und zwei weitere Wild Pitches ermöglichten Ihr den neunten Rund für Ba-Wü. Anschließend holten sich Jessica Weil und ihre Defensive ihr drittes shut-out Inning und so ganz langsam wagten es die Fans aus Baden-Württemberg an den Sieg ihres Teams zu glauben.
Das anschließende fünfte Inning stellte sich dann aber erst einmal ganz anders dar. Erstmals in diesem Spiel konnte Baden-Württemberg nicht punkten und Bayern witterte offenbar Morgenluft. Bayern konnte zum dritten Mal mit dem Lead-off ein Inning eröffnen und brauchten erstmalig im Spiel, durch einen Error begünstigt, ihre erste Schlagfrau nicht nur auf Base, sonder direkt auf die zweite Base. Im Gegensatz zum Spiel vom Vortag ließen sich die Spielerinnen aus Ba-Wü davon aber nicht aus dem Konzept bringen und konzentrierten sich jeweils auf die nächsten Schlagfrauen aus Bayern. Ein Strike Out, ein Pop-out und zwei Aus waren erreicht. Die nächste Schlagfrau aus Bayern setzte den Ball zwar satt ins Outfield zu einem RBI-Triple, aber dieser Run war zu verschmerzen und auch das folgende RBI-Triple brachte das junge Team Ba-Wü nicht aus der Ruhe. Ein Strike Out führte zum dritten Aus und mit einem immer noch komfortablen 9 : 3 ging es in das sechste und letzte Inning.
Auf insgesamt 5 Hits, darunter zwei Doubles, konnten Finja Binder, Jessica Weil, Ellen Radschun und Jule Breuninger vier weitere Runs für Ba-Wü erzielen und mit einem deutlichen 13 : 3 im Rücken hieß es jetzt „nur noch drei Aus“ zu erzielen. Inzwischen schienen sich die Spielerinnen aus Bayern allerdings mit dem Schicksal abgefunden zu haben. Ein weiteres Strike Out, ein unassisted play am ersten Base und ein starkes 5-3 play unterstrichen noch einmal die starke Leistung und dann brachen im Team Ba-Wü alle Dämme. 10 Jahre und 2 Tage nach dem letzten Triumph ging der Länderpokal der Softballjugend endlich wieder an das Team Baden-Württemberg !
Nachdem sie sich von Spiel zu Spiel immer weiter gesteigert hatten, war dieser Sieg, auch in dieser Höhe, völlig verdient. Gratulation an das Team und die Coaches und die Trainer in den Heimatvereinen, die die Mädels gut durch das schwierige Corona-Jahr 2020 gebracht haben.
Leider wurden dieses Jahr die Individual Awards abgeschafft, da es in der Vergangenheit vermehrt zu unschönen Szenen kam, weil Eltern und andere Personen aus dem Umfeld versucht haben auf die Vergabe Einfluss zu nehmen und es dabei auch zu physischen Übergriffen gekommen ist. Hoffen wir zum Einen, daß diese Entscheidung in der Zukunft revidiert wird und vor allem, daß sich diese völlig unnötigen Situationen nicht mehr wiederholen. Ansonsten hätte es wohl keine zwei Meinungen gegeben, wer die Auszeichnung als MVP des Turniers verdient gehabt hätte. Eine starke Offensivleistung, fehlerfreie Defensive und herausragendes Pitching hätten Jessica Weil zur einzig möglichen Kandidatin gemacht.
Aber auch so gab es im Ländle genügend zu feiern. Der Pott ist endlich mal wieder gewonnen worden, das Wetter hat am Ende doch noch super mitgespielt und es konnten alle Partien wie geplant ausgespielt werden um am Ende einen verdienten Gewinner zu küren.
Abschließend bleibt mir noch mich bei allen Beteiligten zu bedanken:
Andrea und Markus Weil, Angelika Breuninger für die Mitarbeit bei der Organisation,
Iris Drobny für die immer wieder großartigen Fotos,
Jara Drobny und Hope Cornell für die Übertragung aller Spiele durch REDS TV im Internet,
Volker Hohneiker, Felix Dosch, Tom Wagner und Thomas Haller, die teilweise von sehr weit her angereist sind um die Spiele zu leiten,
Norbert Spogat, der als TC für den DBV im Einsatz war,
Bei den unzähligen Helfern, die als Ground Crew das Spielfeld immer wieder in Topzustand gebracht haben, als Stadionsprecher die Spiele begleitet haben, als Scorer fast alle Spiele sogar doppelt besetzt haben, am Grill, in der Hütte und in der Küche für das Catering gesorgt haben - ohne Euch wäre das alles nicht möglich gewesen,
bei den Fans und Eltern, die durch ihr zahlreiches Erscheinen einen würdigen Rahmen und schöne Atmosphäre geschaffen haben
und an alle, die ich jetzt evtl. vergessen habe - bitte nicht böse sein, es ist schon spät am Abend !